Golfbälle von 1600 bis heute.



DER FEATHERY-BALL

Der erste "richtige" Golfball war der Feathery-Ball. Dieser bestand aus drei zusammengenähten Lederstücken und wurde mit Federn gestopft. Dieser Ball war empfindlich gegen Feuchtigkeit. Beim Schlagen konnte er leicht platzen und rund war er nur selten. Den Feathery-Ball gab es in verschiedenenen Größen und Gewichten.

Der Ball entstand in reiner Handarbeit. Je nach Verarbeitungsqualität und persönlichem Geschick schaffte ein Ballhersteller eine tägliche Produktion von drei bis neun Bälle. Entsprechend hoch war der Preis eines Feathery-Balls. Feathery-Bälle wurden von 1600 bis um 1850 gespielt.

 


DER GUTTAPERCHA-BALL

Um 1850 begann man Golfbälle aus dem eingetrockneten Milchsaft des Guttapercha-Baums herzustellen. Dieser Baum kam überwiegend in Malaysia sowie den indonesischen Inseln Sumatra, Java und Borneo vor.

Das Guttapercha ist dem Kauschuk sehr ähnlich, jedoch ist es härter und weniger elastisch. Erwärmt man es auf rund 50 Grad, so wird es weich und knetbar. Erstmals konnten nun Golfbälle "in Massen" hergestellt werden.

Da Guttapercha-Bälle aber deutlich schwerer und von allem Härter als Feathery-Bälle waren, mussten die Schläger den neuen Bällen angepasst werden um nicht zu brechen. Die Schläger wurden vor allem im Bereich des Übergangs Schaft/Kopf dicker.

Die ersten Guttapercha-Bälle waren von der Oberfläche genau so glatt wir die Feathery-Bälle. Schnell merkten die Spieler aber, dass benutze Bälle mit schlagbedingen Einkerbungen besser flogen als neue Bälle. Folglich bearbeiteten die Ballhersteller die Oberfläche vor dem Verkauf.

Zunächst wurden von Hand Einkerbungen und Rillen in den Ball geschnitten, im Zuge der Industrialisierung und damit verbundenen Einführung von Drehbänken erfolgte dies mechanisch. Der Ball wurde eingespannt, dann ritzte man mittels Drehstählen Rillen in die Längsrichtung. Anschließend drehte man den Ball um 90 Grad und wiederholte den Vorgang. Es entstand ein gleichmäßiges Rillenmuster.

Im Laufe der Jahre entstanden verschiedene Fertigungstechniken, so wurden schon bald die meisten Bälle in Formen gegossen, in denen die "Einkerbungen" bereits eingearbeitet waren. Meist erinnerte solch ein Golfball optisch am eine Brombeere, weshalb diese Bälle auch als Bramble bezeichnet werden/wurden.

Guttapercha-Bälle wurden bis ca. 1905 gespielt.

 

 

 


DER HASKELL-BALL

1899 ließen sich der amerikanische Zahnarzt Coburn Haskell und Bertram Work (er leitete eine Fabrik der B.F. Goodrich Company) den sog. Haskell-Ball patentieren. Dieser Ball bestand aus drei Schichten. Ein relativ kleiner Gummikern wurde unter Druck mit Gummibändern umwickelt. Als äußere Hülle verwendete man weiterhin das Guttapercha-Material.

Der große Vorteil des Haskel-Balls gegenüber dem reinen Guttapercha-Ball war die Weite. Der Haskelball flog deutlich weiter, sowohl beim Abschlag mit den Hölzern wie auch bei den Schlägen mit den Eisen. Dieses Mehr an Weite hatte zur Folge, dass viele der bestehenden Golfplätze nun zu kurz waren und umgestaltet werden mussten.

Denn Work kümmerte sich um die industrielle Fertigung dieses Balls und fand einen Möglichkeit, den Haskell-Ball so preiswert herstellen zu können, dass sich diesen bald jeder Golfspieler leisten konnte. 1901 wurde die US-Amateurmeisterschaft mit einem Haskell-Ball gewonnen und nun schwenkten auch die Profis auf den neuen Ball um. Der Haskell-Ball wurde vereinzelnd auch 'Bounding Billy' genannt.

In den kommenden Jahren wurden div. Oberflächenmuster entwickelt (Dimples, wie sie heute jeder Golfball hat, kamen erstmals um 1908 auf den Markt), ebenso experimentierte man mit verschiedenen Materialien. An der Idee des Kerns mit einem aufvulkanisierten Gummiband hielt man aber fest.

Als Oberflächenmaterial verschwand bald das spröde Guttapercha und wurde durch bessere Gummierungen ersetzt. Die Ballhersteller boten ihren Kunden meist nur unterschiedliche Oberflächen-Designs an, das Innere war identisch.

 

 


VON 1920 BIS HEUTE

Experimentiert wurde seitens der Ballhersteller viel, so probierte man flüssige Kerne, Luftkerne und Glaskerne, ja sogar mit einem radioaktiven Radiumsalz-Kern (!)

1920 legte erstmals die USGA gemeinsam mit der R&A den Durchmesser eines Golfballs auf 1,62 Inch (4,11 cm) und einem Gewicht von 1,62 Unzen (45,92 gr) fest.

In der Entwicklung wurden Golfbälle in ihrer Konsistenz fester. Die Dimpels waren vorwiegend eckig oder rund.

In den 20er Jahren entwickelten US Rubber und Spalding den Rubber Mesh, einen Golfball mit einem im vulkanisierverfahren gehärteten Balata-Mantel. Diese Ball war nicht nur deutlich haltbarer, sondern flog zudem auch noch weiter.

Balata ist eine natürliche, harte, hornartige, in der Wärme formbare Substanz, die aus dem südamerikanischen Balatabaums gewonnen wird. Den Milchsaft (Latex) des Baumes lässt man hierzu eintrocknen.

In den 30er Jahren verbesserten sich die Vulkanisierverfahren ebenso wie die Gummiwicklungen. Die Flugweite und die Haltbarkeit der Golfbälle wurd so abermals verbessert.

Gegen Ende der 30er Jahre verschwanden die quadratischen Dimples und runde Dimples setzen sich bis heute durch.

Um 1960 wurde von Spalding erstmals der One-Piece-Ball aus synthetischen Material angeboten. Dieser von James Bartsch entwickelte Ball hatte aber keine Erfolg. Bartsch selber brachte den Ball noch einmal wenig später unter dem Namen 'Faultless-Ball' auf den Markt, hatte aber auch diesmal damit keinen Erfolg.

Nachdem deutlich wurde, dass der Ball aus einem Teil der Weg in eine Sackgasse war, entwickelte Spalding den 'Executive', einen Two-Piece-Ball mit einem Kern und einer Polyurethan-Ummantelung. Dieser Weg war richtungsweisend.

Anfang der 70er Jahre wurde Balata durch Surlyn ersetzt. Dies ist ein thermoplastisches Harz mit einer noch besseren Haltbarkeit.

Die Ballhersteller legten ihren Entwicklungsfokus auf die Form und Anbringung der Dimpels. Gegen Ende der 70er Jahre des 20.Jahrhunderts wurden die Bälle bunt. Die bekanntesten Farben waren gelb und orange.

Im inneren veränderten sich die Bälle noch einmal deutlich. Die gewickelten Kerne wichen gegossenenen, teils mehrlagigen Kernen.


Texte wurden mit freundlicher Unterstützung von Klaus ANDREE aus Berlin zusammen gestellt, der auch passende Hickory-Ausrüstung anbietet www.retonia.de